Liebe Andrea Nahles,
gestern Abend habe ich es schon in den Ticker-Nachrichten gelesen: „Nahles plädiert im BAMS-Interview für Ausnahmen für Jugendliche beim Mindestlohn.“
Naja, dachte ich mir. Warten wir doch mal die BAMS ab. Beim Frühstück war ich nach dem zweiten Kaffee dann mental reif für das komplette Interview. Auf meinem iPad lese ich dann die entscheidende Passage des Interviews:
„Jede und jeder Jugendliche muss eine Ausbildung machen. Wir müssen verhindern, dass junge Menschen lieber einen besser bezahlten Aushilfsjob annehmen, statt eine Ausbildung anzufangen. Deshalb sollen Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr – bis zum Ende der Schulpflicht – vom Mindestlohn ausgenommen werden.“
Bähm.
Ich halte dir zugute, dass diese Schnapsidee sicher nicht von dir kommt. Mir ist bewusst, dass du unserem Koalitionspartner irgendwie entgegenkommen musst. Dein klares „Nein“ bezogen auf Mindestlohn-Ausnahmen für Rentner und Mini-Jobber rechne ich dir hoch an. Jedoch solltest du in Zukunft prüfen, ob unser Koalitionspartner bei klarem Verstand ist, bevor du mit seinen Positionen an die Öffentlichkeit gehst.
Zurück zum Vorschlag. Eingentlich könnte ich jetzt sagen: „Das ist Käse!“, alle stimmen zu & der Beiträg wäre hiermit beendet.
Ich habe aber Lust, dir ein paar Gründe zu nennen, warum du diesen Vorschlag umgehend stoppen solltest:
Andrea, lass den Unsinn sein.
gestern Abend habe ich es schon in den Ticker-Nachrichten gelesen: „Nahles plädiert im BAMS-Interview für Ausnahmen für Jugendliche beim Mindestlohn.“
Naja, dachte ich mir. Warten wir doch mal die BAMS ab. Beim Frühstück war ich nach dem zweiten Kaffee dann mental reif für das komplette Interview. Auf meinem iPad lese ich dann die entscheidende Passage des Interviews:
„Jede und jeder Jugendliche muss eine Ausbildung machen. Wir müssen verhindern, dass junge Menschen lieber einen besser bezahlten Aushilfsjob annehmen, statt eine Ausbildung anzufangen. Deshalb sollen Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr – bis zum Ende der Schulpflicht – vom Mindestlohn ausgenommen werden.“
Bähm.
Ich halte dir zugute, dass diese Schnapsidee sicher nicht von dir kommt. Mir ist bewusst, dass du unserem Koalitionspartner irgendwie entgegenkommen musst. Dein klares „Nein“ bezogen auf Mindestlohn-Ausnahmen für Rentner und Mini-Jobber rechne ich dir hoch an. Jedoch solltest du in Zukunft prüfen, ob unser Koalitionspartner bei klarem Verstand ist, bevor du mit seinen Positionen an die Öffentlichkeit gehst.
Zurück zum Vorschlag. Eingentlich könnte ich jetzt sagen: „Das ist Käse!“, alle stimmen zu & der Beiträg wäre hiermit beendet.
Ich habe aber Lust, dir ein paar Gründe zu nennen, warum du diesen Vorschlag umgehend stoppen solltest:
- Schonmal mit den Arbeitsgerichten gesprochen?
Stellen wir uns mal folgenden Fall vor: In einem Café arbeiten 2 Schüler als Kellner. Der eine ist 19, der andere ist 17. Beide haben die gleichen Arbeitszeiten, jeden Mittwoch und jeden Freitag arbeiten sie 3 Stunden. Weil sie zufällig den gleichen Stundenplan haben, gehen sie auch jeden Mittwoch und Freitag gemeinsam von der Schule ins Café. Dort haben beide Schüler die gleichen Aufgaben. Sie machen die gleiche Arbeit. Allerdings werden sie ungleich bezahlt. Der 19-jährige verdient 8,50 Euro pro Stunde – der 17-jährige verdient 7 Euro pro Stunde.Glaubst du im Ernst, dass irgendein Arbeitsgericht in diesem Land auch nur eine Sekunde lang diesen Lohnunterschied für die gleiche Arbeit akzeptieren würde? - Diskriminierung
Ein Mindestlohn-Gesetz ist nichts anderes, als eine gesetzliche Arbeitnehmerschutz- Vorschrift. Der Gesetzgeber muss schon ziemlich gut begründen, warum er einzelne Gruppen komplett vom Genuss dieses Schutzes ausschließen möchte. Denn der Gleichbehandlungsgrundsatz untersagt dem Gesetzgeber zunächst den willkürlichen Ausschluss. Wie absurd ein solcher Ausschluss ist, stellt man fest, wenn man die Regel nicht auf unterschiedliche Altersgruppen, sondern zum Beispiel auf verschiedene Geschlechter, Religionen etc.anwendet. Völlig verrückt. - Der Vorschlag geht nicht auf
Die innere Logik des Vorschlags ist ja: „Wer ohne Ausbildung schon gutes Geld (8,50 €, WTF?) verdient, der verzichtet auf eine Ausbildung. Logischerweise müsste die Ausnahme vom Mindestlohn dann nicht mit dem 18. Lebensjahr, sondern mit dem ersten Berufsabschluss enden. Für über-18-jährige gilt nach deinen Plänen allerdings schon wieder der Mindestlohn. Sprich – genau zu dem Zeitpunkt, wo die meisten sich für oder gegen eine Ausbildung entscheiden – winkt der „gut bezahlte Aushilfsjob“ (lol) als Alternative.
Zudem müssten sich die gesetzlichen Vorschriften mit Löhnen über 8,50 Euro beschäftigen, wenn dich die "Angst" vor der Ausbildungs-Verweigerung durch zu gute Löhne leitet. Dein Vorschlag betrifft aber nur alle Jugendlichen, die 8,50 Euro oder weniger verdienen. Sprich: Auch danach ist es möglich, dass ich einen 17-jährigen einstelle & ihm 100 Euro pro Stunde zahle und ihn damit von einer Ausbildung abhalte - Ein bisschen Polemik
Ich stelle mir gerade vor, dass die Regierung eines Entwicklungslandes beschließt, dass die Arbeitnehmerrechte nur noch für Erwachsene und nicht für Kinder und Jugendliche gelten sollen. Die #GroKo in Berlin würde dies empört kommentieren & als Förderung der Kinderarbeit bezeichnen. Entwicklungsminister Müller würde in einer spontanen Pressekonferenz die sofortige Streichung der Entwicklungshilfe an das betreffende Land verkünden.
Andrea, lass den Unsinn sein.